Technik
Yamaha YZ450F 2023 im Test
Vor wenigen Wochen präsentierte Yamaha die brandneue YZ450F des Modelljahres 2023. Das Motorrad wurde komplett überarbeitet und umso mehr waren wir beim internationalen Pressetest in Südfrankreich gespannt, wie sich das Motorrad präsentiert. Mitte Oktober ging es dann für unseren Testfahrer Uwe Fröhlich auf die traumhafte Motocross Strecke „MC des Costiéres“ nach Beauvoisin. Bereits bei der Präsentation am Vorabend des Fahrtages wurde die YZ450F bei einer atemberaubenden Kulisse in Le Grau-du-Roi mit dem Slogen „Lighter Slimmer Sharper Faster“ sprich „Leichter, Schlanker, Schärfer, Schneller“, vorgestellt und schnell war klar, dass das Motorrad Verbesserungen in allen Bereichen aufzeigt.
Leistung
Der Motor wurde bei der Yamaha YZ450F 2023 komplett überarbeitet. Es wurde eine um 725 Gramm leichtere Kupplung verbaut und die Kurbelwelle wurde erneuert. Beim Vorgängermodell waren vor und hinter der Kurbelwelle jeweils eine Ausgleichswelle, wobei beim 2023er Modell nur noch eine Ausgleichswelle vorne vorhanden ist. Der Motorleistung hat sich insgesamt um 5% und 500 RPM (Umdrehungen pro Minute) erhöht und soll, aufgrund einer längeren bzw. breiteren Durchzugskraft, dennoch einfacher und schöner zu fahren sein. Die Luftansaugung erfolgt nicht wie beim Vorgänger von vorne sondern von hinten und unten und bietet damit eine Reduzierung des Strömungswiderstandes. Zudem wurde die Verbrennungskammer optimiert und eine neue Kolbenkopfform verbaut.
Mit der aktualisierten Power Tuner App von Yamaha haben die Fahrer nun die Möglichkeit, schnell und einfach zahlreiche Änderungen vorzunehmen. Mit einem einfachen Slider kann man im „Quick Tuning Modus“ sieben verschiedene Charakteristiken von Smooth bis Aggressiv einstellen. Die Traction Control und Launch Control ist beliebig einstellbar und auch ein Lap Timer wurde erstmals integriert. Dabei muss man am Lenker einen Knopf betätigen, wodurch die Runde gestoppt wird. Bei der aktualisierten Launch Control Funktion kann man den Rev Limiter zwischen 6.000 und 11.000 RPM setzen.
Bereits nach den ersten Runden war auch beim Test im südfranzösischen Beauvoisin waren die Verbesserungen beim neuen Motor signifikant zu spüren. Wir bekamen zwei voreingestellte Mappings von der Yamaha Crew bereitgestellt und es war beeindruckend wie einfach und gut dosierbar das Motorrad trotz der ohne Zweifel enormen Leistung zu fahren war. Die naturbelassene Strecke bot auch zahlreiche Bergauffahrten, wodurch die längere Leistungsentfaltung der einzelnen Gänge von Vorteil waren. Unser Testfahrer durfte im Laufe des Tages verschiedene Einstellungen in der Power Tuner App durchführen und dabei war klar, dass sich die Änderungen am Motor auch sofort auf der Strecke bemerkbar machten. Damit können sich Fahrer jeden Levels und auch bei verschiedenen Streckenbedingungen die gewünschten Einstellungen herausarbeiten.
Später durften wir auch noch die Launch Control bei mehreren Starts versuchen. Bei den ersten Versuchen wurde das Limit auf 8.000 und danach auf 10.000 Umdrehungen pro Minute gesetzt. Es wurde auch ein Startgatter bereitgestellt und es war bemerkenswert, wie einfach ein Start mit dem Launch Control sein kann.
Handling und Fahrwerk
Durch die geänderte Luftansaugung war es Yamaha möglich, das Motorrad im Bereich der Kühlerspoiler um 50mm schmäler zu machen. Die komplette Rahmengeometrie wurde geändert, welche für mehr Stabilität und Traktion sorgen soll. Auch das KYB Fahrwerk wurde verbessert, wobei der Winkel der Gabel etwas verändert wurde. Zudem wurde erstmals ein Drehrad als Druckstufendämpfungseinsteller verbaut, sodass kein Werkzeug für Einstellungen bei der Gabel notwendig ist. Es wurde auch ein kompakterer, stärkerer und trotzdem leichterer Tank verbaut und auch etwas weiter nach hinten, für eine Gewichtszentralisierung, versetzt. In Kombination mit dem neuen Tank und Rahmen wurde auch in diesem Bereich das Motorrad um 6mm schmäler. Dazu wurde auch ein geraderer Sitz, der nun um 5mm höher ist, verbaut.
Im Vergleich zu den Vorgängermodellen war im ersten Augenblick die schlanke Optik im Vordergrund. Bereits wenn man sich zum ersten Mal auf das Motorrad setzt, spürt man das schmale Design. Und auch auf der Strecke wirkten sich die Verbesserungen des Motorrads aus. Der überarbeitete Sitz führt zu einem besseren Fahrgefühl, das komplette Motorrad wirkt wie ein 250ccm Motorrad mit mehr Leistung. Die Strecke hatte teils lange und tiefe Rillen aufzuweisen, wodurch die Handlichkeit des Motorrads und die Stabilität positiv zum Vorschein kam. Die 450 ließ sich gut und einfach in Kurven legen und in Kombination durch die Gewichtszentralisierung war dennoch in allen Bereichen Stabilität vorhanden. Auch das bekannte KYB Fahrwerk überzeugte in allen Belangen und Uwe, unser Testfahrer, konnte keine negativen Punkte finden.
Design und Details
Die neue Yamaha YZ450F wird in der blauen Standardausführung und in der Monster Energy Yamaha Racing Edition erhältlich sein. Yamaha setzt weiterhin auf die bewährte Seilzugkupplung, jedoch wird bei den GYTR Komponenten eine hydraulische Kupplung separat erhältlich sein. Dazu wird auch noch eine GYTR Motorabdeckung, Akrapovic Komplettauspuffanlage, GYTR-Kettenführung, Luftfilter, Kühlerstreben und weiteres angeboten.
Eindrücke vom MXGP Vize-Weltmeister 2022 Jeremy Seewer
Das komplette Yamaha MXGP Factory Team war mit Jeremy Seewer, Glenn Coldenhoff und Maxime Renaux. Dazu haben auch ehemalige MXGP Fahrer wie Gautier Paulin und Clement Desalle das neue Motorrad gefahren. Der amtierende MXGP Vize-Weltmeister Jeremy Seewer, hat uns seine ersten Eindrücke geschildert: „Wir sind momentan auch noch mitten im Testen, aber es ist von Grund auf ein komplett neues Motorrad und ich denke sie ist viel schlanker geworden, viel wendiger geworden und sie fühlt sich viel leichtfüßiger an. Das Gewicht schaukelt beim Bremsen und Beschleunigen nicht hin und her und es gibt sehr viele positive Dinge. Wir sind mit den Factory Bikes auf einem anderen Niveau, aber für die Hobbyfahrer war früher eine 450ccm teilweise unfahrbar, wobei dieses Motorrad fahrerisch ziemlich nahe an eine 250 kommt und trotzdem hat man mehr Leistung. Ich denke, man kann Spaß haben als Hobbyfahrer und das ist sicherlich eine Stärke des Motorrads.“
Fazit
Beim Motorrad wurde insgesamt 2,3 Kilogramm zum Vorgängermodell eingespart, der Motor wurde stärker und dennoch fahrbarer und auch wie bereits erwähnt um 50mm schmäler. All diese Faktoren wirkten sich beim Pressetest extrem positiv beim Fahren aus. Die neue YZ450F hat nach einer kurzen Eingewöhnungsphase von nur wenigen Runden enorm Spaß gemacht und die Kombination der enormen Leistung mit den vielen Einstellungsmöglichkeiten in der Power Tuner App und zugleich das schlanke Design mit einem tollen Handling macht das 2023er Modell aus unserer Sicht zum besten jemals entwickelten Yamaha Motocross-Bike.
Dank der Einladung von Yamaha, zählten wir zu den ersten, welche die neue YZ450F 2023 bereits fahren durften. Im Frühjahr des kommenden Jahres veranstaltet Yamaha Austria die bekannten Offroad Days auf verschiedene Strecken in Österreich, wo ihr selbst unter anderem die neue YZ450F testen könnt. Details folgen.